23.01.2024

Kollektivvertrag Österreich: Diese Berufe verdienen jetzt mehr

Die Kollektivverträge für 2024 wurden erneut ausgehandelt – und bringen Gehaltserhöhungen zwischen 8,1 bis fast 10 Prozent mit sich. Wir zeigen Ihnen, welche Berufsgruppen sich 2024 über mehr Geld freuen dürfen.

Was ist ein Kollektivvertrag und welche Inhalte hat er?

Ein Kollektivvertrag wird zwischen einer Gewerkschaft und einem oder mehreren Arbeitgeberverbänden abgeschlossen. Er regelt nicht nur Gehälter, Mindestlöhne, Sonderzahlungen und Zulagen, sondern auch Urlaubs- und Arbeitszeiten sowie Kündigungsfristen und -termine.
Ein Kollektivvertrag ist immer für eine spezifische Gruppe von Beschäftigten gültig.

Es existieren beispielsweise Kollektivverträge für Angestellte in der Bauindustrie, im Handel oder im Gesundheitsbereich. Die Information darüber, welcher Kollektivvertrag für Ihren individuellen Fall gilt, können Sie anhand Ihres Lohnzettels ermitteln. Beachten Sie, dass die Mitgliedschaft des Arbeitgebers in einem bestimmten Arbeitgeberverband darüber entscheidet, welcher Kollektivvertrag für Sie relevant ist.

Kollektivvertrag: Gut zu wissen

Kollektivverträge gibt es für fast alle Branchen, vom Kellner bis zum IT-Techniker. Insgesamt 98 Prozent der österreichischen Arbeitnehmer fallen unter einen der vielen verschiedenen Kollektivverträge. Der Vorteil? Alle Beteiligten sind sich dadurch im Klaren, welche Regelungen für ein Arbeitsverhältnis gelten. Außerdem muss niemand sein Gehalt selbst aushandeln, der Kollektivvertrag ist sozusagen die Grenze nach unten. Den Sozialpartnern ist es in den letzten Jahrzehnten gelungen, den sozialen Ausgleich zwischen den Parteien gut zu regeln.

Verdienen Sie gemäß dem Kollektivvertrag, steht Ihnen der Anspruch auf die (in der Regel) jährlichen Lohn- und Gehaltserhöhungen zu, die von den Gewerkschaften ausverhandelt und durchgesetzt wurden. Tarifliche Lohnerhöhungen beziehen sich ausschließlich auf den im Vertrag festgelegten Mindestlohn. Diese Erhöhungen werden automatisch wirksam.

Erhalten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr als den im Kollektivvertrag festgelegten Mindestlohn, also eine Überbezahlung, haben sie nur dann Anspruch auf eine jährliche Lohnerhöhung, wenn diese zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaften ausgehandelt wird. Das bezeichnet man als Ist-Lohn-Erhöhung.

Wie oft wird der Kollektivvertrag neu verhandelt?

In Österreich werden pro Jahr etwa 450 Kollektivverträge neu verhandelt. Die neuen Kollektivverträge treten immer am selben Tag in Kraft, nämlich am 1. Januar. Die Verhandlungen zum Kollektivvertrag für Arbeiterinnen und Arbeiter im Metallgewerbe werden besonders hart geführt und gelten als richtungsweisend für alle übrigen Branchen.

Diese Berufe verdienen 2024 mehr Gehalt

Im Durchschnitt steigen die Löhne 2024 um rund 8,1 bis zu knapp 10 Prozent. Zum Vergleich: 2022 stiegen die Löhne nur um etwa 7,3 bis 9,3 Prozent (2022 waren es sogar nur 2,55 bis 3,55 Prozent). Das zeigt, dass die Gewerkschaften auch in diesem Jahr besonders hart verhandelt haben und die noch immer andauernde, hohe Inflation berücksichtigt haben.

Doch was bedeutet das für Sie genau? Verdienen Sie auch mehr dieses Jahr? Wir zeigen Ihnen, welche Berufe 2024 mit mehr Geld rechnen können.

Kollektivvertrag für Arbeiterinnen und Arbeiter im Metallgewerbe

Seit 1. Jänner 2024 können sich alle Beschäftigten dieser Branche über eine Erhöhung freuen. Insgesamt profitieren rund 110.000 Beschäftigte und 18.000 Lehrlinge in Österreich davon. Sie dürfen sich um eine Erhöhung der Ist-Löhne um 10 Prozent freuen (Vorjahr 7,1). Die kollektivvertraglichen Mindestlöhne und Mindestgrundgehälter werden um 8,5 Prozent erhöht. Der neue Mindestlohn bzw. das Mindestgrundgehalt liegt somit nun bei 2.426,23 Euro.

Zudem werden höhere Überstundenzuschläge und Aufwandsentschädigungen ebenfalls um 8,5 Prozent angehoben. Die Einigung wurde bereits für zwei Jahre getroffen. Auch die Lehrlinge profitieren: Für sie wurde im Vorjahr eine Erhöhung in Etappen bis 2024 beschlossen. Aufgrund der Inflation wird nun die vorgesehene Prozenterhöhung für das 2., 3. und 4. Lehrjahr auf 8,5 Prozent erhöht. Im ersten Lehrjahr steigt das Einkommen wie vorgesehen von 900 auf 1.000 Euro. Ein kostenloses Klimaticket wird ebenfalls wieder vergeben.

Kollektivvertrag für die Arbeiterinnen und Arbeiter in Eisenbahnunternehmen

Die Löhne und Gehälter der rund 50.000 Beschäftigten bei der Eisenbahn stiegen bereits mit Dezember um 8,3 Prozent bzw. um mindestens 190 Euro brutto pro Monat. Die untersten Einkommensklassen bekommen somit eine Erhöhung von 9,7 Prozent. Auch die IST-Löhne werden 2024 um mindestens 8,3 Prozent ansteigen.

Kollektivvertrag Gewerbe, Handwerk und Dienstleistung

Sollten Sie in der Branche Gewerbe, Handwerk oder Dienstleistung tätig sein, erhalten Sie je nach Verwendungsgruppe eine Lohnerhöhung zwischen 8,7 und 9 Prozent. Die Lehrlingseinkommen steigen um 14 Prozent auf 800 Euro im ersten und um jeweils circa 9 Prozent auf 1.010 Euro im zweiten Lehrjahr. Im dritten Lehrjahr gibt es nun 1.190 Euro und im vierten Lehrjahr erhalten Auszubildende sogar 1.580 Euro pro Monat. Diese Einigung wurde wie bei den Metallern bereits für zwei Jahre getroffen.

Kollektivvertrag für Arbeiterinnen und Arbeiter im Handel

Die Erhöhung der Gehälter der 430.000 Angestellten des Handels liegt 2024 durchschnittlich bei 8,4 Prozent. Damit liegt das Einstiegsgehalt nun bei 2.124 Euro brutto pro Monat. Auch die Lehrlinge dürfen sich freuen: Sie bekommen 2024 eine Erhöhung von 10 Prozent, was im ersten Lehrjahr ein Gehalt von 880 Euro, im zweiten 1.130 Euro und im dritten 1.430 Euro bedeutet.

Kollektivvertrag öffentlicher Dienst

Die Gehälter für Beamtinnen und Beamte bzw. Mitarbeitende im öffentlichen Dienst steigen 2024 um 9,1 Prozent. Das bedeutet eine Erhöhung um mindestens 192 Euro pro Monat. Die Beamtinnen und Beamte mit den geringsten Brutto-Gehältern erhalten somit 9,7 Prozent in diesem Jahr. Und es gibt einen weiteren Grund zur Freude: Auch die Zulagen steigen um 9,1 Prozent.

Kollektivvertrag Karitative Arbeitgeber

Auch die 17.700 Beschäftigten im gemeinnützigen karitativen Bereich (insgesamt sind es 41 gemeinnützige Organisationen, die in der Pflege, im Bereich der Arbeit mit Menschen mit Behinderung, mit obdachlosen und armutsbetroffenen Menschen oder im Bildungsbereich tätig sind) dürfen sich 2024 über mehr Geld in der Tasche freuen.

Die Gehälter werden in Summe um 9,2 Prozent erhöht – zusammengesetzt aus 7,7 Prozent Gehaltserhöhung sowie um eine unbefristete monatliche Zulage in Höhe von 1,5 Prozent. Zusätzlich steigen auch die kollektivvertraglichen Zuschläge und Zulagen um 9,2 Prozent. Ein weiteres Plus: Teilzeitbeschäftigte erhalten ab kommendem Jahr ebenfalls Mehrstundenzuschläge ausbezahlt.

Kollektivvertrag für Beschäftigte in der IT-Branche

Nach insgesamt sechs starken Verhandlungsrunden konnte die Gewerkschaft GPA nun einen endlich einen Abschluss für die etwa 65.000 Beschäftigten in der IT-Branche erzielen. Rückwirkend mit 1. Jänner 2023 werden die Mindestgehälter um durchschnittlich 8,8 Prozent gehoben – die niedrigsten Gehälter profitieren am meisten. Ein Großteil der Gehälter wird um einen Mindestbetrag von 200 Euro erhöht.

Erhöhungen in weiteren Branchen

  • Ab 2024 gibt es für die rund 15.000 Beschäftigten in den privaten Busbetrieben sowie für die 22.000 Beschäftigten im Taxi- und Mietwagen Gewerbe ein deutliches Lohnplus von 8,7 bzw. 10,3 Prozent – der neue KV-Mindestlohn für Buslenker und Buslenkerinnen beträgt somit 2.773 Euro brutto, für die Taxi- und Mietwagenbranche 1.880 Euro brutto.
  • Rückwirkend mit 1. Oktober 2023 gibt es für die Brauindustrie eine Erhöhung von 8,1 Prozent plus 36 Euro.
  • Die rund 10.000 Beschäftigen in privaten Krankenanstalten bekommen ein Lohnplus von 10,5 Prozent und 2.000 Euro Mindestlohn. Außerdem gibt es eine Arbeitszeitverkürzung auf 39 Wochenarbeitsstunden.
  • Auch Kindergartenpädagogen und Kindergartenpädaoginnen dürfen 2024 in die Hände klatschen. Gewerkschaften und Arbeitgebervertretung konnten sich für die Beschäftigten in diesem Bereich in privaten Einrichtungen auf eine Lohnerhöhung von 9,7 Prozent einigen. Der neue Mindestlohn beträgt 2.049 Euro.
  • Bis zu 8,7 Prozent mehr, maximal 500 Euro, gibt es auch für die Beschäftigten der Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Die Lehrlingsgehälter werden um 8,8 Prozent angehoben. Auch die Aufwandsentschädigungen und Zulagen steigen und zwar um satte 8 Prozent. Die Erhöhung gilt rückwirkend seit 1. November 2023.
  • Die rund 10.000 Beschäftigten der Diakonie Österreich erhalten ab 2024 eine Gehaltserhöhung von 9,2 Prozent. Der neue Mindestlohn beträgt 2.000 Euro pro Monat.
  • Für Beschäftigte in Bäckereien konnte sich die zugehörige Gewerkschaft auf eine Lohnerhöhung von 9,7 Prozent festlegen. Damit steigt der neue Mindestlohn auf 1.818,52 Euro pro Monat. Das betrifft alle Beschäftigten nach Beendigung der Lehrzeit während der Dauer der gesetzlichen Behaltepflicht.

Fazit: Was bedeuten die Abschlüsse für das Jahr 2024 für österreichische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer?

Die Lohnsteigerungen ab Januar 2024 bewegen sich im Durchschnitt deutlich über 9 Prozent. Damit wird die Inflation nahezu vollständig kompensiert. Zulagen wurden hingegen teilweise um über 30 Prozent angehoben. Einige der Lohnerhöhungen sind rückwirkend mit dem letzten Jahr in Kraft getreten. Die Mehrheit gilt seit 1. Januar 2024. Besonders profitieren Buslenkerinnen und Buslenker sowie die Taxi- und Mietwagenbranche (bis zu 10,3 Prozent), Kindergartenpädagoginnen und Kindergartenpädagogen (9,7 Prozent), die Güterbeförderungsbranche (9,6 Prozent), Bäckergewerbe (9,7 Prozent) oder Fleischergewerbe und Fleischwarenindustrie (9,9 Prozent).

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