25.05.2023

Schichtarbeit in Österreich: Chancen, Herausforderungen und rechtliche Grundlagen

Während viele von uns um Mitternacht bereits im Bett liegen, beginnt für einige zu diesem Zeitpunkt erst der Arbeitstag. Schichtarbeiter machen die Nacht arbeitstechnisch zum Tag, bilden das unsichtbare Rückgrat der österreichischen Wirtschaft und sind unverzichtbar. Schichtarbeit ist ein integraler Bestandteil vieler Branchen, reicht von medizinischen Einrichtungen über Produktionsanlagen bis hin zur Gastronomie und betrifft unzählige Personen.

Welche Chancen und Herausforderungen Schichtarbeit in Österreich birgt und welchen rechtlichen Grundlagen sie unterliegt, haben wir uns daher genauer angesehen.

Die Sonnenseiten der Schichtarbeit: Vielfältige Vorteile und Anreize

Schichtarbeit bietet den Beschäftigten eine Reihe von Vorteilen. Durch die ständig wechselnden Arbeitszeiten wird es nie langweilig: In jeder Schicht gibt es neue Aufgaben, sodass jeder Arbeitstag eine neue Perspektive bietet. Unterschiedliche Tätigkeiten halten das Gehirn auf Trab, sorgen dafür, dass die Arbeit stets spannend bleibt und man sich nicht so schnell langweilt.

Schichtarbeit kann außerdem für die Freizeitgestaltung ein echter Gewinn sein. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie praktisch es ist, Termine wie Arztbesuche oder Behördengänge einfach tagsüber zu erledigen? Bei einem normalen Acht-Stunden-Arbeitstag müssten Sie dafür wahrscheinlich Urlaub nehmen.

Und last but not least: Schichtarbeit kann sich auch positiv auf Ihre finanzielle Situation auswirken. Vor allem für Nacht- und Wochenendschichten gibt es oft Zuschläge. Das bedeutet, dass Sie am Ende mehr Geld mit nach Hause nehmen können.

Zwischen den Herausforderungen des Alltags und der Biologie

So vielfältig die Vorteile von Schichtarbeit auch sein mögen, sie ist natürlich nicht ohne Herausforderungen. Zwar ist Schichtarbeit an sich nicht zwangsläufig gesundheitsschädlich, vor allem aber die Nachtschicht stellt eine große Herausforderung dar. Sie entspricht schließlich nicht unserem natürlichen Biorhythmus. Studien haben gezeigt, dass acht Stunden Nachtarbeit den Körper etwa genauso stark belasten wie zwölf Stunden Arbeit am Tag.

Zusätzlich können regelmäßige Nachtschichten zu psychischen Belastungen wie Erschöpfung, depressiver Stimmung, Reizbarkeit und Schwierigkeiten beim Abschalten führen. Schichtarbeit kann auch den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus beeinträchtigen, da die Ausschüttung von Hormonen, die Müdigkeit oder Wachheit regulieren, von den Lichtverhältnissen abhängt. Dies kann dazu führen, dass Nachtarbeiter tagsüber schlechter schlafen, da bei Tageslicht weniger Melatonin produziert wird, also das Hormon, das für unsere Müdigkeit verantwortlich ist.

Nicht zuletzt kann sich Schichtarbeit auch auf das Sozialleben auswirken. Die ungewöhnlichen und unregelmäßigen Arbeitszeiten machen es oft schwierig, Beruf und Zeit mit Freunden und Familie in Einklang zu bringen.

Die verschiedenen Formen der Schichtarbeit in Österreich

Für die Schichtarbeit gelten spezielle Regelungen bezüglich der täglichen Arbeitszeit, der wöchentlichen Arbeitszeit, des durchschnittlichen Arbeitszeitraums, der Ruhepausen sowie der täglichen und wöchentlichen Ruhezeit. Man unterscheidet grundlegend zwischen der vollkontinuierlichen Schichtarbeit, bei welcher die Arbeit 7 Tage pro Woche rund um die Uhr erfolgt und der teilkontinuierlichen Schichtarbeit, die von Montag bis Freitag oder Samstag rund um die Uhr erfolgt und Sonntag arbeitsfrei ist. Abgesehen davon gibt es noch den 2-Schicht-Betrieb von Montag bis Freitag/Samstag.

Rechtliche Grundlagen der Schichtarbeit in Österreich

In Österreich ist Schichtarbeit gesetzlich festgehalten, um die Rechte und das Wohlbefinden der Arbeitnehmer zu schützen. Das Arbeitszeitgesetz legt, wie bereits erwähnt, die erlaubten Arbeitszeiten und Ruhepausen fest, regelt aber auch die Zuschläge für Schichtarbeit. Zusätzlich ist der Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet, Nacht- und Schichtarbeitern arbeitsmedizinische Untersuchungen anzubieten.

Die maximale Arbeitszeit bei Schichtarbeit beträgt zwölf Stunden pro Tag und 60 Stunden pro Woche. Bei Dekadenarbeit (10 Arbeitstage, 4 arbeitsfreie Tage) im Bauwesen bei Zulassung durch den Kollektivvertrag sind es sogar 63 Stunden. Die durchschnittliche wöchentliche Höchstarbeitszeit darf innerhalb eines Zeitraumes von 17 Wochen 48 Stunden nicht überschreiten. In bestimmten Fällen kann dieser Durchrechnungszeitraum auf 26 Wochen ausgedehnt werden.

Die Ruhepausen im vollkontinuierlichen als auch im teilkontinuierlichen Schichtbetrieb müssen mindestens 30 Minuten betragen. Die Ruhezeit, das heißt, die Zeit zwischen zwei Schichten, darf elf Stunden nicht unterschreiten. In Ausnahmesituationen kann jedoch eine verkürzte Ruhezeit von nur acht Stunden gewährt werden.

Schichtzulagen: Der Joker für mehr Geld in der Tasche

In Österreich gibt es steuerfreie Zulagen und Zuschläge für Überstunden, Sonn- und Feiertagsarbeit sowie für erschwerte Arbeitsbedingungen. Gesetze, Kollektivverträge, Betriebsvereinbarungen und freiwillige Betriebsvereinbarungen regeln dies im Einzelfall.

Auch Schichtarbeiter können zusätzlich zu ihrem Lohn Schichtzulagen und Nachtzuschläge erhalten – und zwar steuerfrei, wenn sie die Kriterien erfüllen. Aber Achtung: Schichtzulagen und Nachtzuschläge sind zwei verschiedene Dinge. Schichtzuschläge sind ein kleines Plus zum Stundenlohn, das es auch bei Überstunden gibt. Schichtzulagen dagegen sind ein fester Zuschlag, den man für jede Stunde bekommt, die man in einer Schicht arbeitet.

Um genau zu wissen, was es in welcher Branche als Schichtzulage gibt, lohnt sich ein Blick in den jeweiligen Tarifvertrag. So hat etwa die eisen- und metallerzeugende und -verarbeitende Industrie einen eigenen Vertrag, in dem auch die Schichtzulagen geregelt sind.

Wichtig: Rechte und Pflichten vorab klären

Obwohl Arbeitgeber die Arbeitszeiten im Schichtsystem festlegen können, sind sie dennoch an das Arbeitsrecht gebunden. Daher ist es ratsam, sich vor Beginn der Schichtarbeit zu informieren. Auf diese Weise können Arbeitnehmer ihre Rechte besser verstehen und im Voraus wissen, was sie erwartet.

Folgende Fragen sollten vorab geklärt werden:

  • Wie viele Stunden muss man arbeiten und gibt es Ausnahmen?
  • Wann beginnt die Nachtarbeit und wann ist Feierabend?
  • Wie sieht es mit Pausen und Ruhezeiten aus?
  • Welche Zuschläge gibt es für Schichtarbeit?
  • Wie viele freie Tage hat man eigentlich?
  • Wie sieht es mit Wechselschichten aus?
  • Was tut das Unternehmen für die Gesundheit der Schichtarbeitenden?
  • Was passiert, wenn man schwanger wird oder stillt?
  • Welche Untersuchungen gibt es beim Betriebsarzt?

Fazit: Schichtarbeit als Chance und Herausforderung

Schichtarbeit spielt eine sehr wesentliche Rolle für die österreichische Wirtschaft und ist unverzichtbar. Sie stellt zweifellos sowohl eine Chance als auch eine Herausforderung dar. Auf der einen Seite ermöglicht sie eine flexible Arbeitsstruktur und die Möglichkeit, verschiedene Lebensbereiche miteinander zu vereinbaren. Sie kann auch zu höheren Einkommen durch Schichtzuschläge führen. Andererseits birgt sie gesundheitliche Risiken wie Schlafstörungen und kann das soziale Leben beeinträchtigen. Eine ausgewogene Berücksichtigung von Vorteilen und Nachteilen sowie eine angemessene Unterstützung durch Arbeitsgesetze und Unternehmenspolitiken sind entscheidend, um Schichtarbeit effektiv zu bewältigen und das Wohlbefinden der Arbeitnehmer zu gewährleisten.

Und wer weiß – vielleicht entdeckt man in der Ruhe einer Nacht- oder Frühschicht neue Einsichten und Möglichkeiten. Am Ende des Tages – oder der Nacht – ist es entscheidend, dass jeder Arbeitnehmer seine Rechte kennt und einen sicheren sowie fairen Arbeitsplatz hat.

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