11.08.2022

Plötzlich arbeitslos – was nun?

Man kennt es vielleicht von Verwandten oder aus dem Bekanntenkreis, denn so selten passiert es nicht: die plötzliche Entlassung. Und dennoch, wenn man selbst betroffen ist, fällt man aus allen Wolken. Gerade wenn man schon länger in einem Unternehmen war, kann es ein großer Schock sein, die Kündigung zu erhalten. Nach dem verständlichen anfänglichen Frust ist es aber Zeit, auch neue Chancen, die sich bieten, zu ergreifen.

Korrekte Lösung des Dienstverhältnisses

Am besten ist es immer, nicht im Streit auseinanderzugehen, sondern alles ordentlich zu regeln: Wurde die Kündigung korrekt ausgesprochen? Wurden nachvollziehbare Gründe genannt? Wurde die Kündigungsfrist eingehalten? Werden alle Ihnen noch zustehenden Leistungen und Ansprüche beachtet? Die Arbeiterkammer gibt hier schnellen, professionellen Rat, auch telefonisch oder im persönlichen Gespräch.

Die restliche Zeit im Unternehmen bis zum letzten Arbeitstag können Sie schon sinnvoll nutzen – mit sogenannten Postensuchtagen. Das bedeutet, Sie können ein Fünftel Ihrer wöchentlichen Arbeitszeit für die neue Jobsuche verwenden und müssen in dieser Zeit nicht für den Arbeitgeber aktiv sein. Bei einer Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden sind das also 7,7 Stunden pro Woche. Manchmal passiert es auch, dass der Arbeitgeber den gekündigten Mitarbeiter freistellt. So eine Dienstfreistellung bedeutet, dass Sie die restliche Zeit nicht mehr arbeiten müssen – Ihr Lohn muss aber weiterhin ausgezahlt werden.

Anlaufstelle AMS

Wenn Sie Ihren Job verlieren, ist die wichtigste Anlaufstelle natürlich das Arbeitsmarktservice (AMS) – vorausgesetzt, Sie haben Ihren Wohnsitz in Österreich. Sie können sich dort offiziell arbeitslos melden, sobald Sie wissen, ab welchem Tag Sie arbeitslos sind, also das bisherige Dienstverhältnis tatsächlich beendet ist. Das ist via Internet möglich, aber auch telefonisch.

Ein personalisierter Online-Ratgeber gibt Ihnen Anweisungen für die nächsten Schritte, die genau zu Ihrer aktuellen Lebenssituation und Ihrem beruflichen Status passen. Wichtig ist jedenfalls, dass Sie nicht zu lange damit warten, sich arbeitslos zu melden und Arbeitslosengeld (oder Notstandshilfe) zu beantragen. Wenn Sie das erst nach Beginn der Arbeitslosigkeit tun, können Lücken in Ihrem Leistungsbezug und in Ihrer Kranken- und Pensionsversicherung entstehen.

Finanzielle Unterstützung

Klar, den Job zu verlieren, bedeutet viel Stress. Und eine Hauptsorge ist dann erst recht das liebe Geld. Doch Österreich bietet Unterstützung. Am wichtigsten ist natürlich das Arbeitslosengeld vom AMS. Dieses kann in der Regel mindestens 20 Wochen lang in Anspruch genommen werden – wobei es durchaus Gründe für eine Verlängerung gibt. Die Höhe des Arbeitslosengeldes beträgt 55 Prozent des täglichen Nettoeinkommens. Vergessen sollten Sie dabei nicht: Auch und gerade in der Arbeitslosigkeit sind zudem weitere finanzielle Unterstützungsleistungen wie Familienbeihilfe oder Mietzuschuss möglich.

Natürlich stellt das AMS Bedingungen, wenn es Unterstützungsleistungen auszahlt. So ist es wichtig, dass Sie aktiv nach einem neuen Arbeitsplatz suchen und die vorgeschriebenen Kontrolltermine genau einhalten. Auch einen etwaigen Krankenstand sollten Sie umgehend melden. In der Zeit Ihrer Arbeitsunfähigkeit sind Sie natürlich auch nicht verpflichtet, sich aktiv zu bewerben. Ihr Arbeitslosengeld wird pausiert und Sie bekommen stattdessen Krankengeld (in gleicher Höhe). Wichtig ist in den verschiedensten Fällen: Wenn Sie sich über etwas nicht im Klaren sind, fragen Sie gleich beim AMS nach. Gehen Sie lieber auf Nummer sicher.

Ihre Chance: Weiterbildung

Wenn Sie Ihren alten Job verloren haben und sich vielleicht selbst etwas verloren fühlen, haben Sie das Recht auf Unterstützung: Das AMS bietet nicht nur Training für erfolgreiches Bewerben und Tipps, wo Sie passende Stellenanzeigen finden. Die Zeit der Arbeitslosigkeit ist auch eine Gelegenheit für Weiterbildung oder Umschulung. Jeder Kurs, jede neue Kompetenz, die Sie erlernen, gibt Ihnen einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz am Arbeitsmarkt.

Überlegen Sie, wo Sie bisher Defizite hatten, die Sie nun aufholen möchten. Mit welchen Fähigkeiten können Sie sich für Jobs bewerben, die Sie sich sonst nicht zutrauen? Das Arbeitsmarktservice fördert viele Fortbildungen und Umschulungen in voller Höhe. Dabei ist sogar der Quereinstieg in eine völlig neue Branche möglich. Also denken Sie nach, ob nicht ein ganz neuer Berufsweg interessant für Sie wäre. Nutzen Sie die Gelegenheit, sie kommt vielleicht nicht so schnell wieder.

Wichtig: Achten Sie auf sich

Der plötzliche Verlust der Arbeit, anstrengende Jobsuche, AMS-Bürokratie – das verursacht Stress. Arbeitslosigkeit kann Menschen emotional belasten und zu Schlafproblemen, Unruhe, depressiven Verstimmungen und anderen Beschwerden führen. Vergessen Sie also nicht auf Ihre Gesundheit – die körperliche wie die geistige. Was dabei hilft, ist natürlich Ihr soziales Umfeld. Stolz oder Scham helfen Ihnen nicht durch diese Zeit, Ihre Freunde und Familie dafür umso mehr. Besinnen Sie sich auf die Menschen und Dinge, die im Leben wirklich zählen.

Mit nur wenigen Tipps schaffen Sie es, nicht in ein „schwarzes Loch“ zu fallen. Am wichtigsten ist es, einen Tagesrhythmus zu finden. Ein klar strukturierter Alltag schützt Sie davor, abzudriften und den Überblick oder die Motivation zu verlieren. Feste Uhrzeiten für das Prüfen neuer Job-Inserate, das Verfassen von Bewerbungen und sportliche Betätigung helfen Ihnen durch die arbeitslose Zeit und halten Sie fit für den nächsten Job. Nutzen Sie freie Zeiten, um auch auf Job-Messen und Karrieretagen neue Ideen und Kontakte zu sammeln. Das bedeutet aber nicht, dass Sie sich nur auf die Jobsuche und Selbstoptimierung konzentrieren müssen. Erlauben Sie sich regelmäßige Entspannung und Zeit für Hobbys und Freunde.

Fazit: Jede Krise ist auch eine Chance

Ein unerwarteter Jobverlust bedeutet oft Schock und emotionale Belastung. Doch eine Krise ist bekanntlich auch eine Chance. Holen Sie sich vom AMS Unterstützung – finanziell, aber auch fachlich: Mit einer Weiterbildung oder Umschulung verbessern Sie Ihre Position am Arbeitsmarkt. Gleichzeitig erhalten Sie Motivation und Selbstvertrauen. Auf der Suche nach der nächsten beruflichen Herausforderung sollten Sie aber nicht vergessen, auf Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden zu achten. Pflegen Sie Ihre sozialen Kontakte und nehmen Sie sich Zeit für Entspannung. Der nächste Job ist bestimmt nicht mehr fern.

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