16.02.2023

Kollektivvertrag Österreich: Diese Berufe verdienen 2023 mehr

Die Kollektivverträge für 2023 wurden erneut ausgehandelt – und bringen Gehaltserhöhungen zwischen 7,3 und 9,3 Prozent mit sich. Wir zeigen Ihnen, welche Berufsgruppen sich 2023 über mehr Geld im Börsel freuen dürfen.

Was ist ein Kollektivvertrag und welche Inhalte hat er?

Ein Kollektivvertrag wird zwischen der Gewerkschaft und einem oder mehreren Arbeitgeberverbänden abgeschlossen. Der Kollektivvertrag regelt neben Gehalt, Mindestlöhnen, Prämien, Kündigungen und Zulagen auch Urlaubs- sowie Arbeitszeiten.

Ein Kollektivvertrag gilt stets für eine bestimmte Beschäftigungsgruppe: So gibt es beispielsweise Kollektivverträge für Angestellte im Metallgewerbe, für Angestellte im Handel oder für Angestellte im Gastgewerbe. Ein Blick auf den Lohnzettel gibt Aufschluss darüber, welcher Kollektivvertrag für Sie gilt. Beachten Sie dabei: Die Zugehörigkeit des Arbeitgebers zu einem bestimmten Arbeitgeberverband entscheidet darüber, welcher Kollektivvertrag für Sie gilt.

Kollektivvertrag: Gut zu wissen

98 Prozent der österreichischen Arbeitnehmer fallen unter einen Kollektivvertrag. Es gibt sie für fast alle Branchen, vom Arzthelfer bis zum Zahntechniker. Das hat für alle Beteiligten den Vorteil, dass klar ist, welche Regelungen für ein Arbeitsverhältnis gelten. Niemand muss sein Gehalt selbst aushandeln, der Tarifvertrag ist die Grenze nach unten. Den Sozialpartnern ist es in den letzten Jahrzehnten gelungen, den sozialen Ausgleich zwischen den Parteien gut zu regeln.

Wenn Sie nach Kollektivvertrag verdienen, haben Sie Anspruch auf die von den Gewerkschaften durchgesetzten – in der Regel jährlichen – Lohn- und Gehaltserhöhungen. Tarifliche Lohnerhöhungen beziehen sich nur auf den im Kollektivvertrag festgelegten Mindestlohn. Diese Lohnerhöhungen gelten automatisch.

Erhalten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr als den im Kollektivvertrag festgelegten Mindestlohn, haben sie nur dann Anspruch auf eine jährliche Lohnerhöhung, wenn diese zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaften ausgehandelt wird. Das wird als Ist-Lohn-Erhöhung bezeichnet.

Wie oft wird der Kollektivvertrag neu verhandelt?

Pro Jahr werden in Österreich etwa 450 Kollektivverträge neu verhandelt. In Kraft tritt der neue Kollektivvertrag stets am 1. Januar. Die Verhandlungen zum Kollektivvertrag für Arbeiterinnen und Arbeiter im Metallgewerbe werden besonders zäh geführt und gelten traditionell als richtungsweisend für die übrigen Branchen.

Diese Berufe verdienen 2023 mehr Gehalt

Wegen der hohen Inflation war der Abschluss 2022 besonders schwierig. Im Durchschnitt steigen die Löhne 2023 um rund 7,3 bis 9,3 Prozent. Zum Vergleich: 2022 stiegen die Löhne nur um etwa 2,55 bis 3,55 Prozent. Das zeigt, dass die Gewerkschaften in diesem Jahr besonders hart verhandelt haben und die hohe Inflation berücksichtigt wurde.

Doch was bedeutet das für Sie persönlich? Wir zeigen Ihnen, welche Berufe 2023 mit mehr Geld rechnen können.

Kollektivvertrag für Arbeiterinnen und Arbeiter im Metallgewerbe

Seit 1. Jänner 2023 können sich alle Beschäftigten über eine Erhöhung der Ist-Löhne um 7,1 Prozent freuen. Auch die Lehrlingsentschädigung wird angehoben: Im ersten Lehrjahr verdient man nun 800 Euro, im vierten Lehrjahr bereits 1.750 Euro. Außerdem erhalten Lehrlinge in den ersten drei Lehrjahren ein Klimaticket. Nacht- und Schichtarbeit werden ebenfalls angehoben.
Durch eine Freizeitoption kann die Lohnerhöhung auch in bezahlte Freizeit umgewandelt werden. Vollzeitbeschäftigte hätten damit einen Freizeitanspruch von zehn Stunden und 39 Minuten pro Monat.

Kollektivvertrag für die Arbeiterinnen und Arbeiter in Eisenbahnunternehmen

Wichtig sind auch die Verhandlungen bei den Eisenbahnern, von denen rund 50.000 Beschäftigte betroffen sind. Eine Lohnerhöhung von acht Prozent oder mindestens 480 Euro mehr im Monat gibt Anlass zur Freude. Diese Lohnanpassung erfolgt jedoch nicht sofort, sondern in einem mehrstufigen Verfahren über einen Zeitraum von zwei Jahren.

Kollektivvertrag Gewerbe, Handwerk und Dienstleistung

Wenn Sie zur Gruppe Industrie, Handwerk und Dienstleistung gehören, erhalten Sie je nach Verwendungsgruppe eine Lohnerhöhung zwischen 8 und 7,5 Prozent. Im ersten Lehrjahr beträgt die Vergütung 700 Euro, im vierten Lehrjahr 1.450 Euro.

Kollektivvertrag für Arbeiterinnen und Arbeiter im Handel

Nach Warnstreiks im Dezember können sich nun auch die Beschäftigten im Handel über eine Lohnerhöhung von sieben Prozent freuen – mindestens aber über 145 Euro mehr im Monat. Damit liegt das Einstiegsgehalt 2023 bei 1.945 Euro. Auch Lehrlinge verdienen mehr: Im vierten Lehrjahr 1.350 Euro, im ersten Lehrjahr 800 Euro.

Kollektivvertrag öffentlicher Dienst

Das ist der Kollektivvertrag, von dem die meisten Menschen in Österreich betroffen sind, nämlich rund 534.000. Denn neben den Postbediensteten fallen auch Lehrer, Richter, Militärbedienstete, Vertragsbedienstete und Bedienstete der allgemeinen Verwaltung unter diesen Kollektivvertrag. Es kann also gut sein, dass dieser Tarifvertrag auch für Sie gilt. Dann können Sie sich über eine Lohnerhöhung von 7,3 Prozent freuen.

Kollektivvertrag für Beschäftigte in Lichtspieltheatern

Wissen Sie, wer von den neuen Kollektivvertragsverhandlungen am meisten profitiert hat? Die Beschäftigten in den Lichtspieltheatern gehen mit einer Lohnerhöhung von 9,3 Prozent und einer Erhöhung der Zulagen am erfolgreichsten aus den neuen KV-Verhandlungen hervor. Allerdings sind von diesem Kollektivvertrag vergleichsweise wenige Beschäftigte betroffen.

Kollektivvertrag für Beschäftigte in der IT-Branche

Nach sechs Verhandlungsrunden konnte die Gewerkschaft GPA einen Abschluss für die rund 65.000 Beschäftigten der IT-Branche erzielen. Rückwirkend mit 1. Jänner 2023 werden die Mindestgehälter um durchschnittlich 8,81 Prozent erhöht, wobei die niedrigeren Gehälter am stärksten angehoben werden. Die meisten Gehälter werden jedenfalls um mindestens 200 Euro angehoben.

Erhöhungen in weiteren Branchen

  • Bei den privaten Busunternehmen werden die Löhne und Zulagen rückwirkend zum 1. Januar 2023 um bis zu 11,1 Prozent erhöht. Insgesamt bedeutet dies eine Lohnerhöhung von durchschnittlich 9,8 Prozent, mindestens jedoch 200 Euro brutto pro Monat.
  • Löhne und Gehälter sowie Zulagen und Zuschläge in der Brauereibranche werden rückwirkend zum 1. Oktober 2022 um 7,4 Prozent erhöht.
  • Die Gehälter und Zulagen der Beschäftigten in den privaten Krankenanstalten steigen ab 1. März 2023 zwischen 8,4 und 11,2 Prozent, mindestens jedoch um 205 Euro. Alle Beschäftigten erhalten eine sozial gestaffelte Einmalzahlung von bis zu 1.029 Euro netto, mindestens jedoch 500 Euro.
  • Die KV-Löhne der Fahrradboten und Essenszusteller werden um 8,6 Prozent erhöht. Ab 1. Jänner 2023 beträgt das Bruttomindestgehalt für angestellte Fahrradboten 1.730 Euro bei einer 40-Stunden-Woche.
  • Die Löhne im Friseurhandwerk steigen um bis zu 10,48 Prozent: Ab 1. April 2023 erhalten die Beschäftigten einen Festbetrag von 165 Euro brutto monatlich als Lohnerhöhung.
  • Auch bei A1 Telekom werden die Gehälter um 7,3 Prozent erhöht. Zusätzlich erhalten die A1-Beschäftigten eine Teuerungszulage von 2.750 Euro netto. Die Lehrlingsentschädigungen werden linear um 200 Euro brutto erhöht.
  • Bis zu 10,2 Prozent mehr gibt es für Beschäftigte im privaten Gesundheits- und Sozialbereich. Dabei werden die unteren Einkommen stärker angehoben.
  • Die Gehälter des fliegenden Personals der AUA steigen um durchschnittlich 10,4 Prozent. Die Erhöhung erfolgt in zwei Schritten: Mit 1. Jänner 2023 steigen die Einkommen um acht Prozent, mit 1. Juni 2023 um 12,73 Prozent.
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